In diesem Artikel erfährst du, wie du deine Unternehmensstruktur auf die Einführung von Lean Management ausrichtest, indem du die ideale Führungsspanne bestimmst.
Im Rahmen der Einführung von Lean Management sollten wir uns die Frage stellen, ob die Organisation bereits optimal auf die geänderten Rahmenbedingungen ausgelegt ist. Der verstaubte Managementansatz „oben wird gedacht – unten gemacht“ hat in einer schlanken Organisation nichts mehr zu suchen. Das heißt, dass die Mitarbeiter an den Produktionsanlagen in die Problemlösung und Verbesserungen einbezogen werden und sie die Verantwortung für ihre Anlage tragen. Mit Lean Management wird die Führungskraft zum Coach, die durch gezieltes Fragen und Moderieren von Shopfloor-Runden, Kaizen-Zeiten und Problemlösezyklen die Mitarbeiter zur kontinuierlichen Verbesserung führt. Das heißt aber auch, dass sich die Führungsraft Zeit für die Entwicklung seines Teams nehmen muss. Unternehmen, die noch in den konventionellen Strukturen und starren Hierarchien denken, müssen ihre Organisationsstruktur hinterfragen. Oft finden sich Unternehmen, bei denen Schichtführer die Koordination von 30 — 40 Produktionsmitarbeitern pro Schicht übernehmen. Das hier keine Zeit für die Entwicklung der Mitarbeiter und Prozesse bleibt, steht außer Frage. Die ideale direkte Führungsspanne liegt für gewöhnlich bei maximal 10 Personen. Ist die Führungsspanne wesentlich höher, kann die Führungskraft nicht mehr optimal auf jeden Mitarbeiter eingehen.
Wie lässt sich die Führungsspanne ermitteln?
Für die Ermittlung der Führungsspanne benötigst du ein aktuelles Liniendiagramm deiner Organisation. Zähle nun die Vorgesetzten auf einer Ebene, sowie die Anzahl der direkten Mitarbeiter auf der Ebene darunter. Hierbei werden nur die Mitarbeiter betrachtet, die direkt gesteuert werden. Mit der folgenden Formel kannst du nun die durchschnittliche Führungsspanne berechnen:
Die Größe der idealen Führungsspanne ist bedingt durch den Grad der Führungsbelastung in den folgenden Bereichen:
- Unterschied der Aufgaben
- Komplexität der Aufgaben
- Räumliche Verteilung
- Koordinationsaufwand
- Planungsaufwand
- Führungsaufwand
Bestimmung des Führungsindex
Die Bestimmung des Führungsindex hilft bei der Auslegung der idealen Führungsspanne. Dazu werden die zuvor beschriebenen Bereiche hinsichtlich der Führungsbelastung bewertet. Die Bereiche sind dabei unterschiedlich stark gewichtet, je nachdem wie sich der Bereich auf die Führungsbelastung auswirkt. So ist der „Führungsaufwand“ beispielsweise 3‑mal höher gewichtet als die „Räumliche Verteilung“. Gehen wir also die Bestimmung des Führungsindex anhand unseres Beispiels des Schichtführers durch.
Nehmen wir an, der Schichtführer koordiniert die Produktion für verschiedene Anlagen. Die Aufgaben seiner Mitarbeiter sind im Wesentlichen gleich, da sie alle das gleiche Produkt herstellen. Wir vergeben also für „Unterschied der Aufgaben“ eine 2. An den Produktionsanlagen kommt es täglich zu Störungen und Maschinenausfällen, die es zu lösen gilt. Die „Komplexität“ wird daher mit 6 Punkten bewertet. Da sich die Anlagen alle in einer Halle befinden gibt es für die „Räumliche Verteilung“ 1 Punkt. Der „Koordinationsaufwand“ liegt bei 8 Punkten, da der Schichtführer stetig den Personalbedarf und Materialfluss im Blick haben muss. Hinzu kommt ein geringer „Planungsaufwand“ (4 Punkte), da dieser vor allem von der Produktionsleitung übernommen wird. Als Coach wird eine stetige Führung der Mitarbeiter verlangt. Somit vergeben wir für den Bereich „Führungsaufwand“ 12 Punkte. Wir kommen in diesem Beispiel somit auf einen Führungsindex von 33 Punkten.
Vom Führungsindex zur idealen Führungsspanne
Mithilfe folgender Tabelle lässt sich der Führungsindex in einen Vorschlag für die Führungsspanne überführen:
Bei einem Führungsindex von 33 Punkten sollte die Führungsspanne demnach bei 5 — 8 Mitarbeitern und nicht bei 30 — 40 Personen liegen. Nur so hat der Schichtführer die Möglichkeit, seine Aufgaben als Coach wahrzunehmen und seine unterstellten Mitarbeiter weiterzuentwickeln.
Teamsprecher (Hancho) zur Reduzierung der Führungsspanne
Um die Führungsspanne zu reduzieren, eignet sich die Einführung von Teamsprechern – so genannte Hanchos. Der Hancho arbeitet (oftmals) einen Teil seiner Zeit in der Produktion mit, übernimmt aber auch die Team-Leitung an seiner Anlage (max. 6 — 8 Personen). In seiner Rolle als Prozessbeobachter und Führungskraft ist er für den täglichen Verbesserungsprozess in seinem Team verantwortlich. Hierbei kümmert er sich um die Optimierung der Anlage, Reduzierung von Störzeiten und das Training seines Teams. Die Teamsprecher sind dem Schichtleiter unterstellt und werden von ihm gecoacht und weiterentwickelt, sodass sich eine geringere Führungsspanne ergibt.
Ist deine Organisation bereits optimal aufgestellt?