Wie wird uns das Thema Lean Management beigebracht? Lean wird in Universitäten oft als Sammlung von Methoden gelehrt. Auch in der Wirtschaft liegt der Fokus auf der Umsetzung der Lean Werkzeuge. Die Erklärung der Denkweisen mit denen diese Methoden entwickelt wurden, wird oft nur beiläufig erwähnt. Jedoch ist genau das Verständnis dieser Denkweisen der Schlüssel um zu begreifen worum es beim „Lean Management“ geht.
Um zu verstehen warum Lean als Methodensammlung gelehrt wird, kann es helfen einen Blick darauf zu werfen, wie Wissen und Literatur über das Thema Lean Management entstanden sind. Über viele Jahre hat Toyota eigene Lean-Methoden entwickelt und in seinen Fabriken angewandt. Als das Thema seit den 1980er-Jahren in den Fokus des industriellen Interesses gerückt ist, besuchten westliche Beobachter Toyotas Produktionsstätten. Die dort gewonnen Erkenntnisse bilden die Grundlage der heute verfügbaren Literatur über das Thema. Von Toyota selbst gibt es relativ wenig direkte Erklärungen zum Lean Management.
Nun sollten wir uns überlegen, was bei so einem Besuch einer fremden Fabrik beobachtet werden kann. Dies sind hauptsächlich die implementierten Methoden und Prozesse des Werkes. Kanban und 5S sind wohl die prominentesten Beispiele dafür. Aus diesen Beobachtungen erstellten die Autoren dann Sammlungen von Methoden und entwickelten daraus die ersten Produktionssysteme. Angereichert wurden diese durch die Beschreibung von Lean Prinzipien, wie Flussorientierung und Verschwendungsfreiheit.
Zurück in ihren Ursprungländern versuchten nun die Verantwortlichen genau diese Methoden, die bei den japanischen Unternehmen beobachtet wurden, zu kopieren und an die eigenen Gegebenheiten anzupassen. Die Idee von festen Lean-Methoden-Kästen verfestigte sich und wurde von vielen Unternehmen übernommen. Die Produktionssysteme der westlichen Unternehmen ähneln sich enorm und lehnen sich stark an den Beobachtungen bei Toyota an. Wie „lean“ wir sind, überprüfen wir anhand der Anzahl der eingeführten Methoden und es gibt vorgefertigte Roadmaps in welchen Schritten wir unser Unternehmen lean-transformieren.
Für viele Unternehmen hat diese Art der Einführung von Lean Management große Verbesserungen gebracht. Bestände konnten gesenkt, Produktivität gesteigert und Verschwendung reduziert werden. Diese Erfolge sind allesamt berechtigt und sollen hier nicht geschmälert werden. Jedoch haben wir in unserer Praxis die Erfahrung gemacht, dass man sich immer noch sehr stark an den Methoden von Toyota orientiert, diese kopiert und nur so wenig wie nötig anpasst. Solange sich unsere Probleme denen bei Toyota ähneln, funktioniert diese Taktik recht gut. In gewisser Weise ist es so als wenn wir für vorgefertigte Lösungen, in unserem Unternehmen ein passendes Problem suchen.
Wir sind allerdings der Meinung, dass eines der Schlüsselelement übersehen wird: Die Denkweisen, mit denen aus konkreten Problemstellungen heraus, neue Lösungen entwickelt werden.
Wie hat es Toyota geschafft all diese bekannten Methoden zu entwickeln? Welche Denkweisen haben dabei geholfen? Und wie können wir uns selbst schlussendlich befähigen diese Denkweisen selbst anzuwenden? Für uns von Learning-Lean ist dies eine der zentralen Fragestellungen auf unserer eigenen Lean-Lern-Reise.
Wir sollten Lean daran messen, wie gut wir dabei sind für unsere tatsächlichen Probleme eigene Lösungen zu entwickeln. Anstatt zu bewerten wie gut wir sind, für Toyotas Lösungen die passenden Probleme zu finden.
Vergiss Methoden … Denn Methoden sind das Ergebnis einer Denkweise
[die uns befähigen eigene Lösungen zu entwickeln]
Dieser Artikel wurde maßgeblich durch das Video „Gefangen in der Methodenfalle“ von Mario Buchinger inspiriert.
Schau es dir hier an. Es lohnt sich:
Um noch tiefer in die Thematik einzusteigen, können wir dir sein neues Buch “Das Wasserfall-Paradoxon” empfehlen.